Sonntag, 10. April 2016

Gendergedöns



Ein sehr durchwachsenes Thema für mich. Einerseits finde ich es traurig bzw. dämlich, dass man sich damit überhaupt so explizit auseinandersetzen muss, andererseits tut es wohl not, denn ich sitze hier und schreibe darüber und ihr lest es.

Ich finde das Thema eigentlich von zwei Seiten her ärgerlich und zwar deshalb, weil ich für mich eigentlich meiner Meinung nach einen ganz natürlichen Umgang damit habe. Dieser steht aber leider irgendwie nicht mit der Welt um mich so im Einklang wie ich mir das wünschen würde.

Dadurch, dass ich in meiner Kindheit ein eher wilder Typ war, wurde mir immer wiedergespiegelt ich sei wie ein Junge. Irgendwann habe ich mich tatsächlich gefragt ob ich ein Junge sein wollte. Dies konnte ich aber eigentlich klar mit Nein beantworten. Ich war ein Mädchen, ich fühlte mich wie ein Mädchen aber ich wollte nicht verstehen, dass ich gewisse Dinge als Mädchen nicht durfte, mich auf nur eine bestimmte Art verhalten sollte. Ich verstand bereits als Kind was viele Erwachsene, meiner Meinung nach, heute noch immer nicht verstehen. Genderrollen sind keine festgeschriebenen Gesetze sondern Optionen. Sie sind eine Zusammenfassung von häufig gemeinsam auftretenden Eigenschaften, die der Orientierung dienen, mehr aber auch nicht. Sie sollen aber kein Verhaltenskodex sein, nachdem man denkt sich richten zu müssen. Ich war ein Mädchen und ich wollte mich dadurch nicht eingeschränkt fühlen sondern erst recht frei sein zu tun was ich wollte.


Allerdings schien das meine Umwelt irgendwie nicht zu verstehen. Ein Bobbycar bekam ich nie, weil ich ein Mädchen war. Um ein ferngesteuertes Auto musste ich lange kämpfen, denn ich war ein Mädchen und würde daran sowieso nicht lange Spaß haben. Und später bei gemischten Bestellungen bekam immer der Mann das Bier, das ich für mich bestellt hatte.

Eigentlich würde man denken, dass sich das mit der Zeit gebessert hat, immerhin sind seitdem einige Jahre der Aufklärung ins Land gegangen. Aber seit ich ein Baby habe, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wenn ich die Babyklamotten meiner eigenen Kindheit sichte waren sie vor allem einfach schön bunt. Wenn ich heute (zumindest in Mainstreamläden) Babyklamotten sehe sind sie überwiegend rosa oder blau und ggf. noch „geschlechtsneutral“ grau oder beige. Überraschungseier werden nun nach Geschlechtern getrennt und selbst der Kinderwagen oder Maxicosi muss bitte extra für Mädchen oder für Jungen gemacht sein. Ich finde das wirklich traurig! Was für eine Entwicklung soll das sein?

Heutzutage scheint es nur noch zwei Optionen zu geben. Entweder du ziehst dein Mädchen nur noch rosa an oder du gehörst zur anderen extremen Fraktion und rosa ist tabu und das Kind soll völlig geschlechtsneutral aufwachsen.
Abgesehen davon, dass ich denke, dass sich zumindest ein Baby noch nicht mit einem Geschlecht identifiziert (sondern nur die Eltern es einem offensichtlichen Geschlecht zuordnen möchten) kann ich mit beiden Fraktionen nichts anfangen. Wieso ist ein entspannter Umgang mit diesem Gendergedöns für viele so schwierig?


Lämmchen zieht blau genauso an wie rosa und bunt. Später kann Lämmchen selbst entscheiden, was sie anziehen möchte. Ja, ich habe auch aus Spaß für mich ein paar Kleidchen für sie gekauft (sogar ein Dirndl) und wenn wir zu Omi und Uromi fahren, dann ziehe ich sie auch überwiegend rosa an. Ich weiß, dass die beiden sich sehr über dieses Mädchengedöns freuen, da sie beide „nur“ einen Jungen hatten. Ich kann ihre Welt da irgendwo verstehen und gönne ihnen das einfach. Und sonst wird Lämmchen eben manchmal als „er“ angesprochen, mich stört das nicht. Woher sollen die Leute es auch wissen. Am liebsten ist mir aber einfach bunt – so viele schöne Farben und manchmal muss man erst wirklich bewusst und mühsam danach suchen. Einfach schade.

Ich spreche hier überwiegend über Farben, meine aber natürlich auch alle anderen Aspekte, die gerne einem Geschlecht zugeordnet werden. Kleidung, Spielzeug, Verhalten, … überall wo eine Geschlechtszuordnung eine Rolle spielt oder neuerdings spielen muss. 

Alles ein Kann, Nichts ein Muss und das Meiste eigentlich völlig überbewertet. Es ist doch so einfach oder???

Euer dunkelbuntes Mutterschaf


Ps.: Einen weiteren, sehr offenen Beitrag zu dem Thema könnt ihr bei Quirlimum nachlesen:






2 Kommentare:

  1. Lieben Dank für deine Verlinkung zu mir <3
    Ganz genau mein Reden.. völlig überbewertet diese Geschlechter-Zwangs-Zuordnungen oder halt Nicht-Zuordnungen.
    Diese gewissen Läden machen mich echt sauer. Völlig übertriebene Tussi-Klamotten, oder die absoluten 16-jährigen-Outfits für Jungs. Wie wär es einfach mal mit praktischen Klamotten??? Hosen nur noch in Matsch-Braun??? Das ist doch der Renner??? ;o)
    Lieben Gruß,
    Sandy

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    1. Immer gerne, wenn es auch grade so schön passt mit unserem Timing und unseren Meinungen. ;)

      LG Katrin

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